„Richtig“ atmen – bringt das wirklich Entspannung?

Aus meiner Erfahrung wollen gerade Menschen, die ihren Atem als zu flach empfinden, oft mit Gewalt eine Verbesserung erzielen.
Jede Atemübung wird dann von einer Art Selbstoptimierungs-Zwang überschattet.

Das ist verständlich, aber eher kontraproduktiv.
Denn die tiefste Atmung haben wir tatsächlich dann, wenn wir völlig entspannt sind.

Wie kann man diesem Dilemma entkommen?

Eine goldene Brücke: Die Nachspür-Phase

Um den Atem wirklich zu vertiefen, ist es wichtig, eine Brücke zu schlagen zwischen Atmungs-Perfektionismus und bewusst gewordener Atemerfahrung.

Diese Brücke heißt Nachspüren.

In der Praxis bedeutet das, nach jeder aktiven Atemübung eine bewusste Nachspür-Pause einzulegen.
In dieser Pause kann der Verstand wieder mehr zur Ruhe kommen und der Atem seinem eigenem Flow folgen. Dadurch entspannt sich auch die Atem-Muskulatur und die darauf folgende Übung hat dann eine viel neutralere Ausgangsbasis.

Dem Atem nachspüren bedeutet, ihn einfach nur wahrzunehmen.
Ohne jede Bewertung.
Sei einfach neugierig. Wie schnell oder wie langsam atmest du? Atmest du lieber ein oder lieber aus? Wo spürst du die Bewegung deines Atems? Und wann macht er ganz von selbst kleine Pausen?

Gemeinsames Nachspüren ist leichter

Aus meiner Erfahrung braucht dieses Nachspüren meist mehr Übung als die Atemübung selbst.
Es ist gar nicht so einfach, den eigenen Atem ganz bewusst nur zu beobachten. Dazu muss die Aufmerksamkeit auf die Innenräume des Körpers gerichtet werden.

Wer das nicht gewohnt ist, wird schnell wieder in den Modus des „darüber Nachdenkens“ kommen.

Deshalb ist es am Anfang oft hilfreich, von jemandem begleitet zu werden, der selbst schon ein geübter Nachspürer ist.
Denn tiefes, entspanntes Atmen ist – genauso wie Lachen – auf wohltuende Weise ansteckend : )