Warum Meditation oft nicht wirkt
Ich habe lange Zeit meditiert, ohne dass sich in meinem „restlichen“ Leben etwas wesentlich verändert hätte.
Das hat mich sehr nachdenklich gemacht. Wie kann es sein, habe ich mich gefragt, dass ich immer noch unter Verlustängsten leide und deshalb ständig gestresst bin, obwohl ich doch schon so viel bewusster bin?

Eine der Antworten darauf habe ich in dem spannenden Buch Die Intelligenz des Körpers von Reginald A. Ray gefunden.
Er beschreibt, dass Meditation oft ohne wirkliche Verbindung mit unserem Körper durchgeführt wird. Dadurch wird sie zu einer reinen Methode, mit der wir einen bestimmten Bewusstheitszustand immer wieder erzeugen wollen. Wir sind dann nicht offen für das, was sich im Augenblick von selbst zeigt.
In diesen Worten habe ich mich sehr wiedergefunden. Tatsächlich war Meditation lange Zeit für mich nichts anderes als eine Strategie, um meinen Alltag besser zu bewältigen. Mit wirklicher Veränderung oder gar spirituellem Wachstum hatte das nichts zu tun.
Erst , als ich begonnen habe, meine Aufmerksamkeit mehr in meinen Körper zu lenken, zu fühlen, was sich in seinen inneren Räumen abspielt, welchen Ängsten und Untiefen ich dort begegne und auch die ermutigende Erkenntnis, dass ich das aushalten kann, hat mein Leben eine ganz andere Wendung genommen.
Der Alltag als Praxisraum
Wenn man beginnt, die Aufmerksamkeit in den Körper zu lenken, stellt sich schnell eine wunderbare Erkenntnis ein. Nämlich die, dass es dazu keinen besonderen Raum oder eine besondere Zeit braucht.
Es ist immer möglich. In jeder einzelnen Sekunde.
ÜBUNG:
Du kannst es jetzt sofort ausprobieren.
Lenke deine Aufmerksamkeit in deine Füße. Wackle mit den Zehen und nimm wahr, wie sich das anfühlt. Gönn dir gleichzeitig ein paar tiefe, bewusste Atemzüge.
Wahrscheinlich merkst du, dass du immer noch eher mit der Aufmerksamkeit bei deinen Gedanken (also im Kopf) bist. Wunderbar! Alles, was dir bewusst ist, kannst du verändern. Stell dir einfach vor, dass dein oberflächlichen Geist tief hinunter in deinen Körper sinkt und deine Aufmerksamkeit ihm folgt.
Mit ein bisschen Übung wird dir das immer leichter gelingen. Egal wo du bist. An der Haltestelle. Im Firmenmeeting. Oder beim Abwasch.
So kann jede Situation zur spirituellen Praxis werden.