Dem Drachen ins Auge schauen
Die Kunst des Annehmens

Es ist wohl zutiefst menschlich, dass wir unangenehmen Gedanken, Gefühlen oder Situationen erst einmal ausweichen wollen.
Das Problem dabei: Je mehr wir versuchen, etwas zu vermeiden, desto stärker wird es.
Mit diesem Prinzip lässt sich allerdings recht gut arbeiten, denn umgekehrt verhält es sich genauso.
Je mehr wir etwas Unangenehmes annehmen, desto mehr verliert es an Kraft.
Eine kleine Geschichte dazu:
In den letzten Jahren hatte ich immer wieder kurz vor dem Einschlafen panikartige Zustände, die ich mir zuerst nicht erklären konnte. Ich kannte meinen Körper plötzlich nicht mehr. Alles zog sich zusammen oder kribbelte, ich hatte das Gefühl, die Kontrolle über meine Muskeln zu verlieren oder nicht mehr frei atmen zu können.
Das machte mir erst mal große Angst. Ich begann, mitten in der Nacht alles zum Thema Panik zu recherchieren. Dabei stieß ich auch auf mögliche Erkrankungen des Nervensystems, was meine Ängste noch verschlimmerte. Die Panik, die in der Nacht begonnen hatte, zog sich dann auch hinein in meinen Tag.
Das war alles andere als angenehm.
Es dauerte allerdings nicht lange und ich beschloss, aus dieser Angstschleife auszusteigen. Als ich jung war, war Angst meine ständige Begleiterin gewesen und ich hatte einfach keine Lust mehr darauf.
Während meiner nächsten nächtlichen Panikattacke legte ich mich also ruhig hin, hörte schöne Musik und beobachtete alles, was in meinem Körper auftauchte. Ohne jede Bewertung.
Was dann geschah, war erstaunlich: Ich hatte eine Panikattacke – aber ohne Panik. Die körperlichen Symptome waren die gleichen, aber ich hatte keine Angst mehr vor ihnen. Ich ließ sie da sein, gab meinem Körper Zeit, wieder zur Ruhe zu kommen. Und schlief irgendwann einfach ein.
Danach war ich einige Tage lang von innerer Unruhe erfüllt, die sich aber ganz von selbst löste, bis der Spuk vorbei war.
Im Nachhinein kann ich sagen, dass alles, was ich gespürt hatte, nichts anderes war als überschüssige Energie. Ich durchlebte damals eine Phase großer Selbstbefreiung, in der vor allem mein Solarplexus Chakra einen regelrechten Energieboost erfuhr.
Mein Körper konnte damit nicht umgehen, mein Nervensystem war vollkommen überfordert. Nach einer gewissen Zeit der Umstellung gewöhnte sich mein physischer Körper an die höhere Schwingung und ließ mich wieder gut schlafen.
Hätte ich damals versucht, meiner Angst auszuweichen oder sie loszuwerden, wer weiß, wie lange ich dann unter diesen mysteriösen Zuständen gelitten hätte. Vielleicht wäre ich von einem Arzt zum nächsten gelaufen, während meine Symptome sich immer mehr verstärkt hätten.
Indem ich meiner Angst begegnet war, hatte ich sozusagen dem Drachen ins Auge geschaut und ihm gesagt: Okay, du bist hier. Und was nun?
Dadurch hatte ich die Chance, ihn kennenzulernen und herauszufinden, dass er gar nicht so bedrohlich ist, wie ich dachte.
Akzeptanz ist Trainingssache
Ich gehöre nicht zu den Menschen, denen die Fähigkeit zum Loslassen in die Wiege gelegt wurde. In meinem Leben wollte ich oft mit dem Kopf durch die Wand und hörte meist erst damit auf, wenn ich völlig erschöpft und kraftlos am Boden lag.
Das klingt sehr dramatisch, ich weiß. Aber es hat auch sein Gutes.
Denn meine starken inneren Widerstände haben sich als hilfreiche Lehrmeister auf meinem Weg erwiesen.
Irgendwann erkannte ich, dass meine Sturheit und mein Festhalten an bestimmten Prinzipien sehr schädlich für mich waren. Ich begann zu meditieren und mich in Akzeptanz zu üben. Ich tue das bis heute und kann es für meine Verhältnisse mittlerweile recht gut. Es ist keine Übertreibung, wenn ich sage, dass mein Leben dadurch um vieles reicher und schöner geworden ist.
Akzeptanz hat nämlich viele wunderbare Gefährten: Dankbarkeit, Gelassenheit, Bescheidenheit und innere Freiheit – um nur einige zu nennen.
Dabei scheint mir eines sehr hilfreich zu sein. Nämlich, dass Akzeptanz nicht bedeutet, alles gut zu finden, was geschieht. Es bedeutet vielmehr, das, was ohnehin da ist, anzunehmen.
Wenn wir das tun, gewinnen wir eine wichtige Erkenntnis: Das, wogegen wir uns so gewehrt haben, ist ja bloß ein Aspekt unter vielen. Alles ist immer da. Wenn wir unsere inneren Widerstände aufgeben, können wir uns aussuchen, worauf wir unsere Aufmerksamkeit lenken möchten.
Das ist der Moment, in dem das Leben an unendlicher Fülle gewinnt. Wir klammern uns nicht länger an die Felsbrocken, die unsere Energie am Fließen hindern. Wir lassen los. Das setzt Kräfte frei für all die wunderbaren Dinge, die uns wirklich Spaß machen.
Es geht uns dann so wie es damals mir mit meinen vermeintlichen Panikattacken ging:
Wir finden heraus, dass der furchtbare Drache gar nicht so furchtbar ist. Dass er uns, im Gegenteil, sogar dazu auffordert, gemeinsam mit ihm zu fliegen.